Aus dem Leben eines Taugenichts
 
Die nachfolgende kurze Besprechung zu Eichendorff: "Aus dem Leben eines Taugenichts" ist nicht mehr Teil der Hausarbeit, denn diese Novelle (sie wird manchmal auch als Roman bezeichnet) enthält keine Bezüge zu Eichdorffs Studentenzeit in Halle/Saale.
Ein Student bat mich im Gästebuch um eine Zuarbeit über den "Taugenichts".
Weil ich denke, dass vielleicht auch andere an dieser Besprechung interessiert sind,
stelle ich alles, was ich zusammentragen konnte, ins Netz.
 
Entstehung und Erscheinen:
 
  • Persönliche Aufzeichnungen Eichendorffs über die Arbeit am
    "Taugenichts" gibt es nicht

  • Ab 1821 hatte Eichendorff in Danzig die Stelle eines katholischen Konsistorial- und Schulrates der Königlich-Preußischen Regierung inne.

  • Sein Sohn Herrmann berichtet in der Monographie "Joseph Freiherr von Eichendorff / Sein Leben und seine Schriften", dass die Novelle ca 1822/23 in Danzig entstanden ist.

  • Es gibt eine handschriftlich überlieferte Urfassung der beiden ersten Kapitel mit dem Titel "Der neue Troubadour, zwei Kapitel aus dem Leben eines Taugenichts"

  • 1823 erschien das erste Kapitel in Fortsetzungen in den "Deutschen Blättern für Poesie, Literatur, Kunst und Theater" (Nr. 125-158, Breslau, 1823), herausgegeben u.a. von Karl von Holtei, einem Freund Eichendorffs.

  • 1826 wurde die vollständige Novelle veröffentlicht in dem Band "Aus dem Leben eines Taugenichts und Das Marmorbild. Zwei Novellen nebst einem Anhange von Liedern und Romanzen" (Berlin, 1926)

  • Bis zu Eichendorffs Tod erschien die Novelle

    • 1831 als unerlaubter Abdruck in einer "Enzyklop" die der deutschen Nationalliteratur durch den Verlagsbuchhändler Otto Wigand
    • 1841 in einer Werkausgabe Eichendorffs
    • 1842 in Auflage
    • 1850 in Auflage
    • 1856 in Auflage
 
zeitgenössische Kritiken:
 

  • Das Erscheinen der Novelle war von geringer Resonanz.

  • In einem Literaturblatt, herausgegeben von Wolfgang Menzel, erschien eine anonyme und verständnislose Kritik:

    Man erwartet etwas Komisches und findet nur langweilige Rührung. Der Taugenichts taugt auch gar nichts und hat nicht einen Fetzen von jener göttlichen Bettelhaftigkeit der Tagediebe bei Shakespeare und Cervantes, also fehlt ihm alles, was man Humor nennt. Die anderen Sachen geben sich wenigstens für das, was sie sind, und erregen keine große Erwartung. Es sind jugendliche Herzensergießungen von der gewöhnlichen Art, voll Saft aber ohne Kraft...
    (Cottas "Morgenblatt für gebildete Stände", Literaturblatt Nr.63, Berlin 1826)

  • In einer Rezension der "Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung" wird dagegen hervorgehoben, dass die Novelle

    "obgleich sie zuweilen im Stil und in gewissen Lieblingsbildern an Tieck und in der Art, einen romantischen Stoff zu wählen und auszuführen, an Fouque erinnern, dennoch das entschiedenste Gepränge einer ungekünstelten Eigentümlichkeit tragen."
    ("Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung" Nr. 185, Oktober 1826)

  • erste ausführlichere öffentliche Anerkennung erhielt die Novelle in
    • "Blätter für literarische Unterhaltung", (Nr. 23, Berlin 1826 ) durch Willibald Alexis
    • "Wiener Jahrbücher der Literatur" (Band 75/76 Wien, 1836) in einer Abhandlung über Eichendorffs Schriften von Adolf Schöll.
spätere Beurteilung durch die Literaturwissenschaft:
 
  • Eichendorffs Werke entstanden in der Epoche der Romantik (1798-1835 in Deutschland) und werden oft als "Wald- und Wanderromantik" bezeichnet
  • Die Novelle gilt als Höhepunkt lyrisch-musikalischer Stimmungskunst und als beispielhafter Text für das Leben der Spätromantik
kurze Inhaltsangabe der Novelle:
 

Der Ich-Erzähler, ein Müllerssohn, hat Sehnsucht nach der Ferne. Als der Vater ihn einen Taugenichts nennt und zum Wandern auffordert, kommt er der Aufforderung gerne nach und zieht mit seiner Geige zur Stadt hinaus.

Eine Kutsche mit zwei schönen Damen nimmt ihn mit, er wird auf ihrem Schloss in der Nähe Wiens Gärtnerbursche.

Er verliebt sich in die jüngere der Damen, Aurelie, doch sie ist unerreichbar für ihn.

So beschließt er weiterzuwandern und kommt bis nach Rom.

Dort gerät er an eine bunte Gesellschaft von verkleideten Adligen und Künstlern und verfängt sich in einem undurchsichtigen Netz von Liebesabenteuern, Verlockungen und geheimnisvollen Versteckspielen, aus dem er sich erst befreien kann, als die Sehnsucht nach Aurelie übergroß wird.
Er beschließt, zu ihr zurückzukehren.

Zusammen mit Prager Studenten gelangt er schließlich auf einem Schiff zum Schloss zurück. Dort stellt sich heraus, dass Aurelie keine unnahbare Adlige, sondern die Nichte des Portiers ist. Auch sie ist in den Taugenichts verliebt und die beiden heiraten.

 

Aufbau und Struktur:
 
  • zehn Kapitel mit  kreisförmigem Aufbau: jeweils zwei Kapitel gehören zusammen und Anfang und Ende sind aufeinander bezogen.
  • Nach jedem zweitem Kapitel findet ein Aufbruch statt: ein neuer Ort wird aufgesucht.
  • Der Ausgangspunkt Wien ist gleichzeitig auch der Endpunkt der Novelle.
  • 1.- 2. Kapitel, Aufenthalt in Wien
  • 3.- 4. Kapitel, Reise nach Italien
  • 5.- 6. Kapitel, Aufenthalt im Schloss
  • 7.- 8. Kapitel, Aufenthalt in Rom
  • 9.- 10. Kapitel, Rückkehr nach Wien
Personengruppen der Handlung:
 

Die Personen dieser Novelle lassen sich zwei Gruppen zuordnen:

  • Der Taugenichts, der Maler und der Postkutscher gehören zu der Gruppe mit optimistischer Lebenseinstellung, sie sind naturverbunden und wagemutig. 
  • Der Vater, die Bekannten, die Kameraden, der Portier, der Gärtner gehören zur   Gruppe der Spießbürgerlichen, sie sind pessimistisch und langweilig.
zentraler Konflikt:
 

Der zentraler Konflikt der Novelle ist das Aufbegehren gegen die Geschäftigkeit des modernen Lebens und gegen überzogene Tüchtigkeit.

Der Taugenichts entgeht der Gefahr, in ein spießbürgerliches und bequemes Leben zu verfallen, durch seine Liebe zu Aurelia. Sie erscheint ihm als Offenbarung der Gegenwart Gottes in der Welt.

 

Erzählweise:
 

Ich-Erzählung! Der Erzähler ist Teil der dargestellten Ereignisse. Er weiß deshalb nur das, was er durch eigenes Erleben oder durch die Erzählung Dritter erfahren hat.

Der Leser der Novelle ist also auf die Schilderung des Erzählers beschränkt. Doch gerade das führt zu einem besonderen Gefühl der Verbundenheit mit dem erzählenden Ich.

Ein stilistisches Merkmal der Novelle  ist die Metaphorik.

Die Grundstimmung der Novelle heiter. Sie ähnelt einem Märchen.

Typisch für die romantische Dichtung ist die Einarbeitung von Gedichten in den Prosatext.

 

Symbole und Leitmotiv:
 

Ein Leitmotiv ist die Natur in Zusammenhang mit den Tageszeiten

Diese "seelischen Landschaften" spiegeln das Innere des Taugenichts wider.

Die Geige des Taugenichts trägt Symbolcharakter. Geigenspiel und Gesang drücken seine Gefühle, Wünsche und Träume, seine Lebenspläne aus.
 
 
 

 

 

Datenschutzerklärung
Kostenlose Homepage erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!